Warum eine Buchrezension schreiben?

Vorlage für eine gute Rezension

In vielen Blogs findet man Buchempfehlungen oder Buchbesprechungen, teilweise mit sehr ausführlichen Inhaltsangaben und Bewertungen, teilweise aber auch nur ganz lieblos mit der von Amazon kopierten Inhaltsangabe. Da ich selber auch immer mal wieder Bücher vorstelle habe ich mich gefragt, was ist eigentlich genau unter dem Begriff Rezension zu verstehen und was macht eine gute Rezension aus?

Eine Rezension oder Buchbesprechung ist ein Diskussionsbeitrag über einen bestimmten Gegenstand.

Die Leser von Rezensionen, in unserem Fall also unsere Blog-Leser, möchten über interessante Neuerscheinungen informiert werden und eine Kauf- bzw. Lese-Empfehlung erhalten. Mir als Schreiber kann die Rezensionen ebenfalls dienen, wenn ich beim Verfassen noch neue Sichtweisen entdecke, die mir beim ersten Lesen des Buches gar nicht aufgefallen sind. Mit diesem Verständnis geht einher, dass Rezensionen möglichst über eine reine Inhaltswiedergaben hinausgehen sollten, zugunsten einer konstruktiven und kritischen Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema.

Eine Rezension…

  • stellt Fragestellung und Ziel des Buchs dar
  • stellt knapp den Inhalt vor
  • misst die Ergebnisse an den Fragestellungen
  • ordnet das Buch in einen Gesamt-Zusammenhang ein
  • setzt sich mit den wesentlichen Ergebnissen auseinander
  • zitiert aus dem Werk
  • gibt dem Leser neue Erkenntnisse und offene Fragen mit auf den Weg

Eine Rezension besteht in der Regel aus drei Teilen

  1. Inhaltlicher Überblick
    oder die Berichtspflicht, wonach die Buchbesprechung dem Leser das Buch vorstellen muss. Zu diesem Punkt gehören auch die formellen Angaben zum Text
  2. Kontextualisierung
    oder die Einordnung in den wissenschaftlichen Diskurs. Die eigene Stellungnahme und Wertung erfolgt dabei in 2 Schritten:  zunächst ist das Buch an seinen eigenen Vorgaben (Zielsetzung, Hypothesen) zu messen; im zweiten Schritt sind die Vorgaben des Buches in den Kontext der einschlägigen Diskussion  zu stellen
  3. Eigene Stellungnahme
    In der Stellungnahme geht es nicht um meine persönliche Vorlieben oder um eine Kritik der Person des Autors. Die Stellungnahme bezieht sich auf den Sachverhalt und die Art der Darstellung.

Mein Template für eine Rezension

Soviel zur grauen Theorie. Ich habe mal zu jedem der drei Teile einige Fragen gesammelt, an denen man sich beim Schreiben der Rezension entlang hangeln kann. Ein Template, dass man zum Schreiben einer Rezension hernehmen kann, um dem Text eine gewisse Struktur zu geben.

1. Inhaltlicher Überblick

  •  wo und wann erschienen
  • welcher Publikationstypus(Sachbuch, Lehrbuch)
  • Textgattung
  • für welches Publikum(Studierende, breitere Schicht der Interessierten)
  • Zielsetzung
  • Anlage (Gliederung, Argumentationslinie)
  • Ergebnisse
  • kurze Zusammenfassung des Textes (werden bestimmte Punkte kritisiert, so kann dieser Teil etwas ausführlicher dargestellt werden, z.B. auch mit Zitaten)

2. Kontextualisierung

  • was ist neu an diesem Buch?
  • an welcher Diskussion knüpft das Buch an?
  • aus welcher Tradition / Perspektive / Theorierichtung argumentiert der Autor?
  • auf welches Problem antwortet das Buch?
  • steht es in Kontinuität zu früheren Büchern?
  • oder eröffnet es allererst einen Diskussionsraum?
  • regt das Buch zu weiterführenden Fragestellungen an?

3. Eigene Stellungnahme

  • welche Fragen bleiben offen?
  • wo liegen die Grenzen des Buches?
  • welche Aussagen sind widersprüchlich oder diskussionsbedürftig?
  • war das Buch für den Themenkomplex eine sinnvolle Weiterentwicklung?
  • sind die Argumente in dem Buch überhaupt klar geworden?

Als I-Tüpfelchen sei hier noch die Feuilletonisierung erwähnt. Sie ist ein Mittel, um einen weiten und gemischten Publikumskreis anzusprechen. Ironie und Sarkasmus, rhetorische Fragen oder Wendungen an den Leser sind einige der Stilmittel.

Bringe ich als Verfasser der Rezension persönliche Züge in den Text, provoziere ich persönliche Reaktionen anderer, des rezensierten Autors oder der Leser. Dies gilt ja letztlich für jeden Blog-Beitrag, den man schreibt. Der Text hat erst dann das Zeug zum Streit.

Ohne Anschlusskommunikation keine Kommunikation!


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Kommentare

Eine Antwort zu „Warum eine Buchrezension schreiben?“

  1. […] Warum Rezensionen lesen? Warum Rezensionen schreiben? […]

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