Sparen – aber richtig!

Sparen aber richtig
(Photo: Ollie Crafoord)

Nachdem ich kürzlich in dem Beitrag 9 einfache Regeln der Geldanlage meine grundlegenden Regeln der Geldanlage beschrieben habe, ist mir ein PDF der AGI in die Hände gefallen mit dem Titel Sparen – aber richtig! Es liefert interessante Tips zur optimalen Portfolio-Struktur und zur Definition der eigenen Grenzen bei der Geldanlage, also eine gute Ergänzung zu den 9 Grundregeln – auch wenn es eigentlich dazu dient, Zielfonds anzupreisen.

    Inhaltsübersicht
  • Die Zeit heilt alle Wunden
  • Was du heute kannst besorgen, …
  • Strategie vor Timing
  • Unterscheide in ein Kern- und ein Meinungsportfolio
  • Niemals alle Eier in einen Korb legen
  • Die Aktienquote bestimmen
  • Faustregel: 100 – x
  • Das Leben als Zahlungsstrom
  • Es lauern auch Fallen
  • Das Sparverhalten der Deutschen ist sehr fokussiert auf  deutsche Aktien – gut, das wird die meisten von euch wohl nicht überraschen. Deutsche Aktien machen jedoch nur 3% des weltweiten Anlagekuchens aus, trotzdem konzentrieren sich 21 % der in Aktienfonds liegenden Gelder auf sie. Das ist eine deutliche Übergewichtung gegenüber ihrer eigentlichen Bedeutung in der Welt, die Diversifizierung ist damit offenkundig sehr gering. 

    Diese 5 Regeln helfen beim Vermögensaufbau

     

    Regel Nr. 1: Die Zeit heilt alle Wunden

    Wer über lange Zeit anlegt, kann Schwankungen am Aktienmarkt gut verkraften und am Ende dürfte eine ansehnliche Rendite auf ihn warten. 

    Regel Nr. 2: Was du heute kannst besorgen, …

    Regelmäßiges Sparen mit gleichbleibenden Beiträgen diszipliniert und nutzt den Durchschnittskosteneffekt.
    Ein Investor kauft viele Anteile, wenn die Kurse billig sind, und wenige, wenn sie teuer sind.

    Er kauft nach der sogenannten Preismethode: Er zahlt immer den gleichen Betrag (Preis) und erhält je nach Kursverlauf unterschiedliche Mengen an Wertpapieren.

    Der Vorteil des Durchschnittskosteneffekts wird im Vergleich mit der Mengenmethode deutlich. Bei der Mengenmethode werden immer gleiche Stückzahlen eines Wertpapiers gekauft. 

    Regel Nr. 3: Strategie vor Timing

    Wer Geld investieren will, muss nicht ständig auf die aktuellen Kurse starren.

    Zuerst werden der Aktien- und der Anleihenanteil im Portfolio bestimmt (Regel 3), dann wird der Aktienanteil noch weiter unterteilt (Regel 4). Wer sein Geld lange arbeiten lassen und auch höhere Kursschwankungen durchstehen kann, wird stärker in risikoreichere Anlageformen wie z. B. Aktien gehen. Ein Gesetz zur Bestimmung des Aktienanteils gibt es nicht, aber es gibt eine Faustregel, die so gut wie immer stimmt: Je länger der Anlagehorizont, desto größer sollte der Aktienanteil sein, desto besser können auch schlechte Phasen am Aktienmarkt überstanden werden. 

    Regel Nr. 4: Unterscheide in ein Kern- und ein Meinungsportfolio

    Dadurch kann die Aktienanlage zum einen möglichst breit gestreut werden, sich gleichzeitig – ohne das Depot dauernd umzukrempeln – aktuell den Marktverhältnissen anpassen und dann auch noch gute Renditen erwirtschaften. 

    Regel Nr. 5: Niemals alle Eier in einen Korb legen.

    Oder der Diversifikationseffekt. Er wird vor allem im Kernportfolio umgesetzt.

    Die im Kernportfolio liegenden Aktien gehören zum strategischen Teil des Portfolios. Hier spielt „Timing“ keine Rolle. Im Kernportfolio werden die großen, breiten Märkte abgedeckt. Die Risiken werden breit gestreut. Der Diversifikationseffekt kann genutzt werden.

    Im Meinungsportfolio werden bestimmte Sektoren oder Regionen beigemischt, von denen der Investor eine besonders gute Rendite erwartet. Dieser Teil des Portfolios wird häufiger verändert. Hier ist „Timing“ Trumpf.

    Die Aufteilung zwischen Kern- und  Meinungsportfolio richtet sich ganz danach, wie aktiv ein Investor handeln will. 

    Die Aktienquote bestimmen 

    Soll die Aufteilung in Aktien und Anleihen über die Zeit verändert werden, muss nicht nur das Depot mit dem Zeitablauf in kleinen Schritten hin zu Anleihen umgeschichtet werden, auch bei Kursschwankungen müssen immer wieder Veränderungen vorgenommen werden.

    Sind die Aktien schlecht gelaufen, sollten nach diesen Überlegungen Anleihen verkauft werden, um die Aktienquote wieder auf das gewünschte Niveau anzuheben. Haben sich die Aktien gut entwickelt, sollten sie zugunsten der Anleihen anteilig verkauft werden.

    Welche Aktienquote empfiehlt sich für den Startzeitpunkt? Die Quote hängt ab von der eigenen Risikotoleranz und der Anlagedauer bzw. Lebensphase, über die das Geld arbeiten kann. 

    Faustregel: 100 – x

    Die Aktienquote sollte der eigenen Lebenserwartung abzüglich dem aktuellen Alter entsprechen.
    Da ein vierzigjähriger Mann schon jetzt eine Lebenserwartung von knapp 87 Jahren und eine gleichaltrige Frau von knapp 91 Jahren hat, ist die Vereinfachung, die Lebenserwartung mit 100 Jahren anzusetzen, nicht abwegig. Wird dann jedes Jahr ein weiteres Lebensjahr davon abgezogen und die Aktienquote entsprechend um einen Prozentpunkt verringert, sinkt diese bis zum unterstellten Lebensende auf Null. Die Aktienquote erreicht zum Berufseinstieg ihren Höhepunkt und wird dann Schritt für Schritt verringert. Daneben sollte natürlich das individuelle Anlegerprofil berücksichtigt werden.
    Die Aktienquote lässt sich auch differenzierter bestimmen. Hier seien nur die Stichworte Shortfall-Risiko und Monte-Carlo-Simulation genannt.

    Das Leben als Zahlungsstrom

    Das Gehalt ist in der Regel der wichtigste Einkommensstrom.

    Die eigene Arbeitskraft ähnelt einem Vermögen aus Anleihen.

    Der Gedanke dahinter führt zu einem Lebenszyklusmodell bei der Kapitalanlage. Mit dem Eintritt in die Arbeitswelt steigt das Anleihenvermögen schlagartig an. Mit dem über den Zeitablauf näher rückenden Rententermin nimmt es langsam ab und verliert bei Renteneintritt noch mal an Wert, da dann nur noch die deutlich niedrigere Rente fließt.

    Das Leben ist ein Zahlungsstrom, der aus dem Arbeitseinkommen und dem Einkommen aus Vermögen zufließt, dem entsprechend aber auch Abflüsse für Konsum und Investitionen entgegenstehen.

    Es kann hilfreich sein, für verschiedene Ansparziele gedanklich Anspartöpfe einzurichten. 

    Es lauern auch Fallen

    Trotz guter Vorsätze führt man die geplanten Umschichtungen nicht immer durch. Der häufigste Grund  liegt in der Psyche vieler Anleger: Die Anlageentscheidung wird (emotional) durch die kurzfristig zurückliegende Vergangenheit entscheidend geprägt. Dies äußert sich durch die Aussetzung oder übertriebene Anpassung aufgrund der aktuellen Marktentwicklung. Wer hat nicht schon einmal nach einem starken Aktienmarktrückgang auf die Aufstockung der geeigneten Aktienquote verzichtet bzw. sogar noch in den fallenden Trend verkauft. Umgekehrt läuft man oft einem Trend hinterher und kauft vermehrt gerade auf dem Höhepunkt.

    Dies führt dazu, dass häufig Vermögensanlagen „teuer“ gekauft und „billig“ verkauft werden.

    Also genau das Gegenteil von dem, was ein langfristig orientierter Anleger tun sollte. Bei „Investments“ im alltäglichen Leben, bei denen wir den Wert der Güter besser abschätzen können, unterliegen wir diesen Emotionen weit weniger. So kaufen wir beispielsweise gerne preislich  heruntergesetzte Waren. Insofern hat Jason Zweig absolut recht, wenn er bemerkt:

    If we shopped for stocks the way we shop for socks, we’d be better off.

    Das beste Mittel, um gegen solch kurzsichtige emotionale Fehleinschätzungen gefeit zu sein, ist eine planvolle langfristige Anlagestrategie.


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