(Photo: crosathorian)
Ein Halljahr oder auch Jobeljahr oder Jubeljahr ist nach Lev 25 jedes 50. Jahr, nämlich die Zeit nach 7 x 7 Sabbatjahren. Dieses Jahr soll den Ausgleich bei sozialer Ungerechtigkeit bringen, Erlass der Schulden und Rückgabe gekaufter Felder, Befreiung vom Sklavendienst. Die Verfügungsgewalt Fremder über Grundstücke und Personen wird damit beendet.
Das Jobeljahr hat seinen Namen von dem Widderhorn (hebr. jôbel), durch dessen Blasen es eröffnet wurde. Luther geht wieder auf den „Hall“ der „Posaune“ zurückgeht und nannte es „Halljahr“.
Die Halljahrbestimmung steht in einer langen Tradition. Schon aus dem alten Mesopotamien sind unregelmäßige „Freilassungen“ bekannt, bei denen Schuldurkunden auf königlichen Befehl zerstört werden müssen. Interessant an Lev 25 ist die ausgefeilte Berücksichtigung von Gründstückstransaktionen. Sie sieht die Herstellung eines Urzustands gerechter Verteilung alle fünfzig Jahre vor, vorausgesetzt es gab jemals eine solche gerechte Verteilung seit der Landnahme, also nach dem (fiktiven) Erlass des Gesetzes am Sinai.
Ein Halljahr bringt Regelmäßigkeit und Berechenbarkeit in das wirtschaftliche Geschehen. Der Hauptzweck war, die von Moses beabsichtigte Gleichheit unter den Güterbesitzern zu erhalten. Es ermöglicht gewissermaßen eine Wiedergeburt des Staats, die periodische Wiederherstellung eines gerechten Urzustandes. Allerdings wurde wohl gelegentlich auch mal ein Gläubiger erschlagen, um den Schuldenerlass zu realisieren.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise und der enormen Staatsverschuldung ist ein Halljahr eine interessante Option. Vielleicht nähern wir uns aber auch langsam an, zunächst mit dem einen oder anderen Währungsschnitt in nicht allzu ferner Zukunft?
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