Handle niemals gegen den übergeordneten Primärtrend
Eine Stärke der Chartanalyse ist das Aufspüren von Auf- bzw. Abwärtstrends. Grundlage der Trendanalyse ist der normale Linienchart. Hier werden charttechnisch bedeutsame Linien eingezeichnet und ihre Lage zum Chartverlauf betrachtet.
Trendgeraden
Die einfachsten Trendlinien sind Auf- und Abwärtstrendgeraden.
Aufwärtstrends ergeben sich, indem man die unteren Wendepunkte nach oben gerichteter Kursbewegungen miteinander verbindet. Je mehr Punkte eine solche Trendgerade besitzt, desto ausgeprägter ist der Trend. Werden diese Trends nach unten durchbrochen, entsteht ein Verkaufssignal.
Abwärtstrends werden durch Verbinden der oberen Wendepunkte einer Abwärtsbewegung gebildet. Werden Abwärtstrends nach oben verlassen, ist dies ein Kaufsignal. Diese Signale sind sehr verlässlich, da es viel wahrscheinlicher ist, dass ein einmal etablierter Trend anhält, als dass er endet.
Gleitende Durchschnitte
Besondere Trendlinien sind die gleitenden Durchschnitte. Die einzelnen Punkte werden durch Bilden des Durchschnitts der letzten Tageskurse in einer bestimmten Periode ermittelt. Dadurch entsteht ein geglätteter Verlauf der zugrunde liegenden Chartkurve. Abhängig vom zu betrachtenden Zeitraum lassen sich verschiedene gleitende Durchschnitte bilden, wie z.B. die 38-, 100- und 200-Tage-Linie für die kurz-, mittel- und langfristige Betrachtung.
Die 200-Tage-GD-Linie ist für langfristige Investoren, die in Jahreshorizonten agieren. Für Trader ist eher die 38-Tage-GD-Linie relevant und als Daytrader wird man auf Intraday-Durchschnitte achten.
Die 200-Tage-GD-Linie ist der zuverlässigste gleitende Durchschnitt. Er zeigt den langfristigen Trend eines Wertpapiers an. Bei den kurzfristigeren Durchschnitten ist die Zuverlässigkeit der Trendaussagen wesentlich geringer.
Die Höhe des Anstiegs der gleitenden Durchschnitte gibt zugleich die Stärke des Auf- bzw. Abwärtstrends wieder. Je steiler die Durchschnitte steigen bzw. fallen, desto zuverlässiger sind sie in ihrer Prognose für den weiteren Kursverlauf.
Kauf- und Verkaufssignale
Liegt der aktuelle Kurs über dem Durchschnitt, dann befindet sich die Aktie noch im Aufwärtstrend. Ein Kaufsignal wird dann ausgelöst, wenn der gleitende Durchschnitt vom Aktienkurs von unten nach oben durchbrochen wird. Wenn in einer Konsolidierungsphase der gleitende Durchschnitt angetestet aber nicht gebrochen wird, handelt es sich um eine trendbestätigende Formation. Daneben müssen Sie darauf achten, ob sich ein gleitender Durchschnitt im Aufwärtstrend befindet. Denn dann erhalten Sie eine zusätzliche trendbestätigende Information.
Haupt-Kaufsignal: Die 200-Tage-Linie steigt nach einer Baisse wieder an und der Kurs notiert darüber
Haupt-Verkaufssignal: Die 200-Tage- Linie beginnt nach einer Hausse zu fallen und der Kurs notiert darunter
Es reicht nicht, nur darauf zu achten, ob die Aktie über oder unter der 200- Tage-Linie notiert, sondern es kommt auf die Richtung des Indikators an: Fällt der Kurs beispielsweise unter den stark steigenden 200-Tage-Durchschnitt, ist das kein Verkaufssignal, sondern meist ein sehr gutes Timing-Zukaufsignal.
Die Regeln für den Zukauf lauten:
1. Zukauf-Signal: Die 200-Tage-Linie steigt, der Kurs fällt bis in die Nähe oder an den Indikator und spurtet danach wieder dynamisch nach oben
2. Zukauf-Signal: Die 200-Tage-Linie steigt, der Kurs fällt unter den Durchschnitt (maximal zehn Prozent) und stürmt schnell wieder über den weiterhin steigenden 200-Tage-Durchschnitt.
Ein weiteres Kriterium für Kauf- bzw. Verkaufsentscheidungen bilden die Schnittpunkte der gleitenden Durchschnitte mit den Chartkurven einerseits und die Schnittpunkte der Durchschnittslinien untereinander.
Kaufsignale durch Schnittpunkte:
- der Wertpapierchart durchbricht die 38-, 100- oder 200-Tage-Linie von unten nach oben
- die schneller drehende 100-Tage-Linie durchbricht die 200-Tage-Linie von unten nach oben
Verkaufssignale durch Schnittpunkte:
- der Wertpapierchart durchbricht die 38-, 100- oder 200-Tage-Linie von oben nach unten
- die schneller drehende 100-Tage-Linie durchbricht die 200-Tage-Linie von oben nach unten
Durchstösst der 38-Tage-Durchschnitt den 200-Tage-Durchschnitt nach oben oder nach unten (cross over), ist dies ein Indiz für eine endgültige Trendwende in der bisherigen fallenden oder steigenden Kursentwicklung.
Für kurzfristige Trades macht es Sinn, mit 2 gleitenden Durchschnitten zu arbeiten. Nehmen Sie die 10- und 38-Tage-Linie und setzen Sie Kauf- und Verkaufsignale auf den Schnittpunkt der beiden Linien. Schneidet die 10-Tage-die 38-Tage-Linie von unten nach oben, dann kaufen Sie. Umgekehrt bekommen Sie ein Verkaufsignal.
Unterstützungs- und Widerstandslinien
Die Unterstützungs- und Widerstandslinien bilden Kurszonen, bei denen
- ausreichende Nachfrage zum Schutz vor weiterem Kursverfall besteht (Unterstützung),
- ausreichendes Angebot zur Verhinderung weiterer Kurssteigerungen besteht (Widerstand).
Die Kurse können sich durchaus über einen längeren Zeitraum zwischen den beiden Linien hin und her bewegen, ohne dass diese durchbrochen werden.
Kaufen Sie nicht vor einer Widerstandslinie und verkaufen Sie nicht vor einer Unterstützungslinie. Erst bei Durchbruch durch eine Widerstandslinie bzw. Durchbruch durch eine Unterstützungslinie ist der Kauf bzw. Verkauf aus charttechnischer Sicht zu empfehlen.
Häufig bildet sich nicht nur eine Unterstützungs- bzw. Widerstandslinie, sondern es bildet sich eine Unterstützungs- bzw. Widerstandszone. Dabei liegen die Schwankungen zwischen oberer und unterer Unterstützungs- bzw. Widerstandszone in einer Spannbreite bis zu 10%.
Wird eine Unterstützungslinie gebrochen, ergibt sich an gleicher Stelle ein Widerstand. Schematisch sehen Sie dies in der Grafik. Hier liegt der Widerstand (4) auf Höhe der 1. Unterstützung (1).
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