zur Erinnerung: Baltic Dry Index

Der Baltic Dry Index (BDI) ist ein wichtiger Frühindikator für den Zustand der Weltwirtschaft. Und der BDI ist im freien Fall.

Baltic Dry Index

Der Baltic Dry Index spiegelt die Entwicklung der Preise für das weltweite Verschiffen von Trockenschüttgütern wider. Damit faßt er die Frachtpreise für diverse Frachtgüter zusammen und misst die Entwicklung der Frachtraten. Es geht um die großen Welthandelsrouten und um die Standard-Rohstoffe, die so verschifft werden, wie z.B. Eisenerz und Kohle. Brummt die Weltwirtschaft, werden viele Rohstoffe verschifft. Der chinesische Hunger nach Eisenerz und Kohle ist dann gewaltig, und aus Südamerika und Australien machen sich zahlreiche Massengutfrachter auf den Weg. Massenfrachtgüter wie Kohle, Zement, Getreide und Metallerze gehören mengenmäßig zu den am häufigsten transportierten Dingen auf den Weltmeeren. Mittels der Entwicklung der Frachtraten für diese, meist als Vorprodukte genutzten Güter, kann man Rückschlüsse auf die Lage der weltweiten Konjunktur ziehen. Das nun erreichte Allzeit-Tief bereitet daher Grund zur Sorge.

Sicherlich ist das Allzeit-Tief ein Warnsignal, impliziert der Rückgang doch eine sinkende Nachfrage für den Transport der entsprechenden Waren. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille.
Wenn die Weltwirtschaft brummt, dann ist der Bedarf an Massengutfrachtern hoch. Für Frachtaufträge können hohe Frachtraten kassiert werden. Umgekehrt ist in einer weltwirtschaftlichen Krise die Nachfrage eher gering. In den Werkstätten der Welt (China, Vietnam, Korea, auch Deutschland mit seinem Maschinenbau) sind die Kapazitäten nicht ausgelastet. Es sind weniger Rohstoffe notwendig und die vorhandenen Flotten können nicht ausgelastet werden. In den Häfen liegen ungenutzte Massengutfrachter, sog. Bulkcarrier. Es kommt zu einem Konkurrenzkampf um die Aufträge, die Frachtraten sinken.
Vor der weltweiten Wirtschaftskrise 2008/09, als die Frachtraten und der BDI Höchststände markierten, erfolgte eine deutliche Ausweitung der Schiffskapazitäten. Diese Ausweitung machte es dem BDI schwer, sich von dem in der Krise erlittenen Einbruch nachhaltig zu erholen und lässt ihn noch immer schwächeln.
Daher scheint es nun übertrieben, nur aufgrund des aktuellen Rekordtiefs beim BDI das schlimmste für die Weltkonjunktur zu befürchten.
Trockenschüttgüter haben zwar mengenmäßig mit rund 43 Prozent den größten Anteil am weltweiten Warentransport auf den Meeren, gemessen am Warenwert machen sie aber gerade einmal 6 Prozent aus. Die Containerschiffe machen zwar nur rund ein Achtel der Frachtschiffe aus, mehr als die Hälfte entfällt auf besagte Massengutfrachter, aber beim Warenwert liegen sie mit mehr als 50 Prozent klar vorne.

Daher sollte man neben dem BDI auch die Frachtraten im Containerverkehr anschauen. Entsprechende Indizes, wie der HARPEX oder der CCFI brachen in den vergangenen Monaten nicht ein, sondern sind stabil oder steigen sogar.

Harpex

Der Baltic Dry Index ist ein für den Zustand der realen Weltwirtschaft aussagekräftiger Indikator. Er basiert auf einer realwirtschaftlichen Entwicklung und in die Berechnung fließen nur reale Nachfrage und reales Angebot für den Transport auf Standardrouten ein. Ergänzend ist aber sicherlich auch ein Blick auf den HARPEX oder CCFI hilfreich.


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